Inzwischen sind wir fast alle zu Japanern geworden, rein fotomäßig: Keine Familienfeier, kein Sportfest, kein Kindergeburtstag, wo nicht 9 von 10 Leuten eine Digitalknipse in die Luft recken. Was machen die eigentlich mit all den Bildern?, frage ich mich - oder besser gesagt: was mache ich mit all den Bildern, denn ich selber bin ja genau so? Auf Flickr stellen? - Nur eine Träne im Ozean. Foto-Community? - Viel zu viel, interessiert keinen mehr. Eigene Website? - Naja, ein Versuch. In depressiven Momenten kommt mir mein 40.000-Bilder-Archiv so sinnvoll vor wie gesammelte Kronkorken oder Nutella-Bildchen von der Fußball-WM.
Was die Japaner mit den Bildern machen, habe ich jetzt übrigens verstanden. Das war vor dem Schloss in Versailles: Während ich noch völlig überwältigt von Gold-orgiastischer Pracht und Herrlichkeit nach fotogenen Perspektiven ringe, ist eine Gruppe kleiner japanischer Mädchen dabei, mit hochgestemmten iPads wild fuchtelnd die Szene abzulichten. Nur um sich gleich anschließend mit viel Gegacker gegenseitig die verrückten Schüsse vorzuführen. Und - ich kann's kaum fassen - gleich anschließend löschen sie die Bilder wieder, eins nach dem anderen! Haben die einen Spaß! Sonnenkönig hin oder her - völlig wurscht, der gemeinsame Fotospaß ist es, der ihnen als Erlebnis bleiben wird! Und nicht etwa mit Photoshop ziselierte, in Lightroom katalogisierte Edel-Lichbilder.
Soviel zur Fotografie von heute. Von wegen Datenbank...